Soziale Dorfentwicklung: Erste Erfolge sind bereits erzielt
BLE
Im August 2024 sind die ersten Projekte der zweiten Förderphase der Sozialen Dorfentwicklung gestartet. Mittlerweile sind alle Projekte in vollem Gange und konnten schon viele ihrer geplanten Maßnahmen in die Tat umsetzen. Am 30. September und 1. Oktober 2025 trafen sich alle Beteiligten in Berlin, um sich über bisher erreichte Erfolge, Herausforderungen und Lösungsansätze auszutauschen.
Auf einem guten Weg: Erste Meilensteine sind bereits erreicht
Auf dem ersten Vernetzungstreffen der Förderung Soziale Dorfentwicklung lag der Fokus darauf, gegenseitig mehr über die geförderten Projekte zu erfahren und Synergien zu ermitteln. Bei einer Posterausstellung hatten die Projekte dafür jeweils ihre eigene Bühne und Raum, sich individuell vorzustellen. Es wurde sichtbar, was die engagierten Akteure bereits im ersten Jahr der Förderung auf die Beine gestellt haben und welche regionale, inhaltliche und methodische Vielfalt die unterschiedlichen Projekte abbilden.
Im Projekt “Caring Aulendorf” wird die Vision einer sorgenden Gemeinde umgesetzt. Ziel ist ein solidarisches, nachhaltiges und gesundes Älterwerden der Bewohnenden zu ermöglichen. Es wurden bereits wichtige Meilensteine erreicht: In Kooperation mit einer Hausarztpraxis wurde eine Anlauf-, Info-, Beratungs- und Bildungsstelle geschaffen. Zudem setzt das Projekt auf digitale Lösungen: Die generationsübergreifende Community-App hat im ersten Jahr bereits 1.200 Nutzende. Bei den Digitalkursen, die die Nutzung von digitalen Leistungen erklären, wurden insgesamt sogar über 2.000 durchgeführte Unterrichtseinheiten verzeichnet.
Das Projekt “Junge Täler” aktiviert junge Menschen im sächsischen Oberwiesenthal, um Orte, Geschichten und mögliche Zukunftsperspektiven ihrer Region sichtbar zu machen und mitzugestalten. Kernbausteine sind partizipative Workshops, kritisches Kartieren eines „Jugend-Atlas“, der Aufbau eines Jugendgemeinderats, ein digitaler Selbstorganisations-Kompass sowie ein Sommerfest mit einer Ausstellung zur öffentlichen Diskussion. Im Oktober fand die Zukunftswerkstatt des Projekts statt: Im „Fabmobil Workshop“ – einem mobilen Hightech-Workshop mit 3D-Druckern, Lasercuttern und vielen weiteren Möglichkeiten, Ideen in reale Objekte zu verwandeln – konnten die Jugendlichen eigene Visionen entwickeln, kreativ umsetzen und für ihre Region sichtbar machen.
Das Projekt LANDDRANG nutzt Mittel der Kunst und Kultur, um die Selbstermächtigungskräfte der Dorfgemeinschaft zu aktivieren und ehrenamtliche Strukturen zu stärken. Die bereits realisierte LANDFUNK Mediathek bietet eine Bürgerplattform für Podcasts, Vlogs, Diskussionen & Medienprojekte. Im Oktober wurde das LANDFESTIVAL in und um Georgenthal in Thüringen organisiert. Unter Mitwirkung zahlreicher Vereine, Initiativen und Bürgerinnen und Bürger entsteht ein Natur- und Kulturerlebnis für Touristen und Einheimische mit dem Fokus auf der kreativen und nachhaltigen Verbindung von Kunst, Natur und Mensch.
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Bei der Posterausstellung stellen die Akteure ihre Projekte vor und machen sichtbar, was schon erreicht wurde.
Planung versus Realität: Herausforderungen und Lösungsansätze in der Praxis
Die Teilnehmenden tauschten sich zu Fragen rund um ihr Projekt und ihre Ziele aus: Wer hat ähnliche Zielgruppen? Wo sind die Herausforderungen vergleichbar und welche Lösungsansätze könnten auch für andere Projekte funktionieren? Als eine zentrale Herausforderung wurde die Ansprache der Zielgruppen identifiziert, insbesondere Jugendliche und vulnerable Gruppen wie Menschen mit Behinderung oder in sozial und ökonomisch schwierigen Situationen sind eher schwer zu erreichen.
Trotz der kurzen Laufzeit haben sich bereits erste Lösungen abgezeichnet. Da bei den Projekten die Menschen im Fokus stehen, kommt der Beziehungsarbeit eine besondere Bedeutung zu: Persönliche Gespräche und Beziehungspflege sind elementar. Es ist wichtig, für die gesamte Bewohnerschaft und nicht nur für die „üblichen“ Akteure und Engagierten im Dorf präsent und ansprechbar zu sein, niedrigschwellige Angebote zu schaffen und Engagement auch wertzuschätzen. Einige Projekte waren wiederum auch erfolgreich damit, durch eine gemeinsame Aktion erst ins Tun und dadurch miteinander ins Gespräch zu kommen.
Weitere konkrete Praxistipps zur erfolgreichen Umsetzung von Projekten der Sozialen Dorfentwicklung finden Sie in unserem Leitfaden.
Begegnungsorte neu denken
Beim Impulsvortrag von Dr. Stefan Kordel und Dr. Tobias Weidinger von der Universität Erlangen-Nürnberg wurde die Rolle von Begegnungsorten auf dem Land beleuchtet. Auf dem Land sind tendenziell weniger Begegnungsorte in unmittelbarer Nähe verfügbar: Vereinsheime, Jugendclubs oder Dorfgaststätten schließen vermehrt. Gleichzeitig verändern sich Dorfgemeinschaften durch Flucht- und Arbeitsmigration, Rückkehrende und Zuziehende aus Städten. Begegnungsorte müssen daher neu gedacht werden: Sie müssen nicht immer permanent vorhanden sein, sondern können auch ungeplant und zufällig entstehen.
Ausblick: Vernetzung und Wissenstransfer intensivieren
Noch auf dem Vernetzungstreffen wurde der Wunsch deutlich, sich schon vor dem nächsten persönlichen Austausch im Herbst 2026 intensiver auszutauschen. Daher sollen auf digitalem Weg Themen wie Öffentlichkeitsarbeit und Verstetigung diskutiert werden. Im kommenden Jahr startet zudem die fachliche Auswertung der Förderung Soziale Dorfentwicklung, um die Erkenntnisse aus den Modellprojekten im Anschluss auch in anderen Regionen deutschlandweit nutzbar zu machen.