Überland Festival: Eine Bühne für Engagierte in ländlichen Regionen
Jörg Gläscher
Unter dem Motto „Land lebt doch“ kamen vom 5. bis 7. September 2025 auf dem Gelände des Kühlhauses Görlitz Engagierte aus dem gesamten Bundesgebiet zum Überland Festival zusammen, um über die Zukunft der ländlichen Regionen zu diskutieren, sich zu vernetzen und ein solidarisches Miteinander zu feiern.
Das Programm, in weiten Teilen von den Teilnehmenden selbst gestaltet, war vielfältig: Workshops, Diskussionsrunden, Ausstellungen, ein Dauerkino, Musik, Performances und Netzwerkfrühstücke boten eine bunte Palette, die eindrucksvoll die Lebendigkeit und Innovationskraft zivilgesellschaftlichen Engagements im ländlichen Raum zeigte. Thematisch reichten die Beiträge von Teilhabe und Gemeinwohlorientierung über gemeinschaftliches Eigentum bis hin zu kulturellen Transformationsprozessen.
Besondere Aufmerksamkeit erhielten dabei drei zentrale Fokusthemen: Unter dem Motto „GEMEINWOHL statt GEWINNMAXIMIERUNG“ befassten die Teilnehmenden sich mit der Frage wie man die ökonomische Transformation gemeinsam gestalten kann, um zukunftsfähige Modelle des Wirtschaftens zu entwickeln und somit das Wohl der ländlichen Gemeinschaft zu fördern. Im „JUGENDPAVILLON – Euer Raum, euer Programm, eure Regeln“ gestalteten junge Menschen ihr eigenes Programm – selbstorganisiert, selbstbestimmt und mit klarer Haltung. Und unter dem Leitsatz „HANDELN statt HOFFEN“ wurde sichtbar, was Aktive antreibt: der Wille, konkrete Veränderungen herbeizuführen.
Aus der Forschung: Kulturprojekte als Motor der Transformation
Mitgestaltet wurde das Festivalprogramm auch von mehreren BULEplus-Projekten– darunter drei Projekte aus der Förderung „Faktor K – Forschung zum Faktor Kultur in ländlichen Räumen“.
Die Forschenden aus dem Projekt ERNTE brachten Perspektiven aus der Projektarbeit in eine Podiumsdiskussion ein, die praxisnah über kulturelle Ansätze in ländlichen Transformationsprozessen berichtete. Die Diskussion zeigte, dass künstlerische Projekte in ländlichen Räumen viel Potential bieten, um Brücken zwischen urbanen Hochschulen und lokalen Gemeinschaften zu bauen.
Im Workshop von KulTRes wurden zentrale Erkenntnisse aus dem Projekt präsentiert und mit den Erfahrungswerten der Teilnehmenden gespiegelt. Im Fokus stand die Frage, wie Kultur Resilienz fördern und gesellschaftliche Transformationen begleiten kann. Als wichtiger resilienzfördernder Faktor wurde beispielsweise der identitätsstiftende Charakter herausgestellt, der Kultur in ländlichen Räumen zuteil wird. Im Interview mit Projektmitarbeiterin Anne Rauchbach erfahren Sie, wie Kultur auf dem Land Zusammenhalt, Identität und Teilhabe stärkt und so zum Motor von Transformation und Resilienz werden kann.
Das interaktive Problemlösungspuzzle von LandStarK lud zum kreativen Denken ein. Dabei wurden allgemeine Herausforderungen und Lösungsansätze für ländliche Regionen und Akteure über Pinnwände sichtbar gemacht, mit Fäden verbunden und gaben Anreiz sie auf andere Projekte zu übertragen – ein spannender Ansatz für die Vernetzung und Inspiration im ländlichen Raum.
Neue Angebote auf dem Land: MehrWertOrte und ein okösoziales Fahrradverleihsystem
Im Workshop von CoWorkLand ging es um sogenannte „MehrWertOrte“: Die Referierenden stellten das Konzept vor, das Gemeinschaftsorte von der Förderphase bis zur selbsttragenden Etablierung begleitet – beispielsweise durch Abo-Modelle. „MehrWertOrte“ gelten als wichtige „Gamechanger“ für ländliche Räume, da sie Versorgungsangebote bieten, Begegnung fördern und der zunehmenden Einsamkeit entgegenwirken. Zu den zentralen Bausteinen gehören Coworking-Büros, Eventflächen, Versorgungsläden und Treffpunkte wie Cafés, ergänzt durch vielfältige Gemeinschaftsformate.
Am Stand von LANDRADL konnte das ökosoziale Fahrradverleihsystem direkt vor Ort getestet werden. Beim Sofa-Gespräch berichteten Projektbeteiligte von der Entstehung des Projekts, das aus einem Vorgängerprojekt zur autonomen Dorfmobilität hervorging. LANDRADL schafft mit seinem Mobilitätsangebot einen konkreten Mehrwert vor Ort und stärkt damit die Selbstwirksamkeit der Menschen. Das Projekt setzt auf ein nachhaltiges, selbsttragendes System, das Schritt für Schritt wächst und von der lokalen Gemeinschaft getragen wird.
Jörg Gläscher
Beim Sofa-Gespräch erfahren die Teilnehmenden, wie das ökosoziale Fahrradverleihsystem LANDRADL erfolgreich umgesetzt wurde.
Das Überland Festival 2025 hat eindrucksvoll gezeigt, wie lebendig, kreativ und zukunftsweisend ländliche Räume sein können, wenn Menschen gemeinsam an einer solidarischen und nachhaltigen Zukunft arbeiten. Ein inspirierendes Wochenende, das Mut macht, das Landleben neu zu gestalten!