Coworking Alte Schule Letschin
Laufzeit
Förderung
Regionalität und MehrfunktionshäuserProjektakteur
STIC - Wirtschaftsfördergesellschaft Märkisch-Oderland mit beschränkter Haftung
Website ProjektakteurProjektort
Letschin
Die alte Schule in Letschin in Brandenburg wird zum Coworking Oderbruch umgebaut (Gründungsunterstützung und Räumlichkeiten). Die Schule ist ein ortsbildprägendes Gebäude und eignet sich gut als Standort für einen Coworking-Space. Es entstehen acht bis zehn Mietbüros in ehemaligen Klassenräumen, ein Veranstaltungsraum und ein Regionalladen im ehemaligen Speiseraum in Ergänzung zur bestehenden Gründerwerkstatt im Haus. Die alte Aula und weitere Räume werden auch für sonstige gemeinschaftliche Aktivitäten genutzt. So soll es beispielsweise Chorproben, Ausstellungen oder Seniorentreffens geben. Das Angebot wird mit Übernachtungsmöglichkeiten im Caravan oder im gegenüberliegenden Hostel ergänzt. Ein Standortleiter wird sich um den Coworking-Space und das Gründerzentrum kümmern, die Netzwerk- und Öffentlichkeitsarbeit begleiten und Angebote wie Ausstellungen, Computerkurse für Kinder, Filmabende oder einen Neusiedlerabend organisieren, der sich an neu Zugezogene richtet.
„Unser Coworking-Space wächst mit den Menschen in der Region“
Interview zum Projekt Coworking Alte Schule Letschin
Die Alte Schule in der brandenburgischen Gemeinde Letschin ist heute ein CoworkingSpace. Torsten Kohn von der STIC Wirtschaftsfördergesellschaft Märkisch-Oderland erklärt, wie wertvoll das Mehrfunktionshaus für die Region ist.
Herr Kohn, Sie nutzen die Alte Schule in Letschin als Coworking-Space. Wie kam es dazu?
Aufgrund der schrumpfenden und älter werdenden Bevölkerung in der Region Oderbruch wurde der Schulbetrieb in der Alten Schule Letschin 2005 eingestellt. Als die Wirtschaftsförderung knapp zehn Jahre später für ein Projekt zu neuen Formen der Arbeit einen möglichst zentralen Standort im Oderbruch suchte, stießen wir auf die leer stehende Alte Schule Letschin. Die Gemeinde als Eigentümerin war sehr daran interessiert, das Gebäude zu erhalten und mit Leben zu füllen. Mithilfe der Förderung im Rahmen des Bundesprogramms Ländliche Entwicklung (BULE) konnten wir 2018 unseren Coworking-Space eröffnen: Coworking Oderbruch – Alte Schule Letschin.
Wie sieht der Coworking-Space heute aus?
In der unteren Etage befinden sich Arbeitsplätze, die mehrere Start-ups fest angemietet haben. Weitere Arbeitsplätze stehen tageweise zur Verfügung. In den anderen Räumen des Schulhauses finden Veranstaltungen, Seminare oder Workshops statt, die wir oder interessierte Einwohnerinnen und Einwohner organisieren.
Zum Beispiel?
Das kann ein Computerkurs, eine Chorprobe oder eine Yoga-Stunde sein. In der Alten Schule finden aber auch Kultur- und Musikveranstaltungen statt. Das Angebot orientiert sich am Bedarf der Menschen vor Ort. Als Community-Manager nehme ich Anregungen auf und stimme die Nutzung der Räume mit der Gemeinde ab. Verändern sich die Anforderungen, reagieren wir schnell und flexibel. Auf diese Weise wächst unser Angebot mit den Menschen in Letschin und der Region.
Welche Aspekte sind Ihnen dabei besonders wichtig?
Im Vordergrund stehen Vernetzung und Gemeinschaft. Hier im ländlichen Raum sind die Wege weit. Wer andere kennenlernen möchte und daran interessiert ist, was sie machen, braucht Treffpunkte und Orte für den Austausch. Unser Ziel ist es, ein solcher Ort zu sein. Das funktioniert bisher sehr gut – und macht Letschin attraktiv für Menschen, die ins Oderbruch ziehen wollen.
Was bieten Sie Neuzugezogenen an?
Immer wieder kommen Menschen auf uns zu, um sich über den Coworking-Space und andere Vernetzungsangebote in der Alten Schule zu informieren. Unser Projekt macht die Region für sie interessant, weil es zeigt, dass Letschin für neue Konzepte offen ist und mit der Zeit geht. In der Alten Schule finden regelmäßig „Neusiedlerabende“ statt, bei denen sich Neuankömmlinge austauschen und vernetzen können. Das hat auch den Vorteil, dass wir gleich mit ihnen in Kontakt treten und sie bei Fragen unterstützen können. Mittlerweile ist das Interesse so groß, dass bei uns mitunter Anfragen für verfügbare Immobilien eingehen. Ohne die Alte Schule hätten wir einen solchen Zuzug nicht.
Wie sprechen Sie mit Ihrem Konzept, in dem das Coworking im Mittelpunkt steht, auch die älteren Einwohnerinnen und Einwohner in Letschin an?
Kurz nach Eröffnung des Coworking-Spaces organisierten wir in der Alten Schule eine Ausstellung mit alten Klassenfotos und nutzten die Gelegenheit, um gerade mit den älteren Menschen in Letschin in Kontakt zu kommen und uns mit ihnen über die Geschichte der Schule auszutauschen. Mittlerweile sind wir eine feste Institution im Ort: Die älteren Leute wissen, dass wir Internet, Drucker und Kopierer anbieten. So schickt die Oma ihr Enkelkind hierher, wenn es während des Ferienbesuchs noch Schularbeiten erledigen muss. In Letschin gibt es außerdem einen sehr aktiven Seniorenbeirat, der mitunter in der Alten Schule tagt und mit dem wir bereits verschiedene Veranstaltungen organisiert haben – darunter einen Handykurs und die Vorstellung einer Mitfahr-App. Insgesamt sehen wir unter den Nutzerinnen und Nutzern unserer Räumlichkeiten eine gute Mischung aus Jung und Alt.
Die Alte Schule ist aus Letschin nicht mehr wegzudenken. Wie möchten Sie den Ort langfristig erhalten?
In den vergangenen Jahren stieg die Nachfrage nach Orten für Vernetzung und digitales Arbeiten, in der Alten Schule bleibt entsprechend kein Raum ungenutzt. Mithilfe der Unterstützung durch die Wirtschaftsförderung des Landkreises Märkisch-Oderland können wir den Coworking-Space auch nach Ablauf der BULE-Förderung dauerhaft betreiben. Unsere Arbeitsräume sind dabei nicht nur für Ortsansässige interessant, sondern werden auch für „Workations“ gebucht, also von Externen, die gemeinsam ein Wochenende auf dem Land verbringen und in der Alten Schule Seminare oder Workshops abhalten. Zu diesem Zweck möchten wir langfristig noch mehr Schlafplätze für externe Seminargruppen oder Stellplätze für Vans oder Caravans zur Verfügung stellen. Ein weiterer wichtiger Aspekt: Eine neue Kollegin bildet von nun an eine Schnittstelle zwischen der Alten Schule Letschin und unserem anderen Coworking-Space in Bad Freienwalde. Wir können uns so überregional vernetzen und gemeinsame Strategien für neue Formen der Arbeit im Oderbruch entwickeln.
Das Gespräch führte Tamara Pruchnow.
Dieses Interview ist im August 2022 in der BULEplus-Schriftenreihe „Alles unter einem Dach“ erschienen.