KulTourMobil für die Jugendbildung
Das Vorhaben KulTourMobil mit dem Bus JKS Mobil verbessert den Zugang zu Kunst und Kultur für Kinder und Jugendliche im ländlichen Raum. In Form einer mobilen Kunstwerkstatt wird ein dauerhaft angelegtes Bildungsangebot geschaffen, das zur Persönlichkeitsbildung beiträgt und kulturelle Teilhabemöglichkeiten stärkt. Ziel ist es, ästhetische Bildung, wie sie bereits erfolgreich mit der Jugendkunstschule in der Kernstadt betrieben wird, aufs Land zu bringen. Das KulTourMobil ist ein innovatives Konzept für den ländlichen Raum und ein Pilotprojekt für die Region. Dauerhafte und regelmäßige kunstpädagogische Angebote vor Ort unterstützen die Persönlichkeitsbildung von Kindern und Jugendlichen. So kommt es zur Begegnung zwischen den Generationen sowie zur Stärkung der Identifikation und emotionalen Bindung an den jeweiligen Ort. Teilhabe wird ermöglicht. Zudem werden alte Kulturtechniken wie Perlenstickerei und Schmieden wiederbelebt und durch 'Meisterinnen und Meister des Handwerks' an die nächste Generation vermittelt. Als 'Eyecatcher' wird das KulTourMobil regelmäßig und auch bei speziellen Veranstaltungen in 'Knotenpunkten' des regionalen Bildungszentrums als mobile Jugendkunstschule (JKS Mobil) zum Einsatz kommen.
Kinder erleben Kunst vor Ort
Reportage zum Projekt JKS Mobil
Das LandKULTUR-Projekt JKS Mobil bringt mit seinen Kunstwerkstätten außergewöhnliche Kunsterlebnisse in Grundschulen und Kindergärten im Ostalbkreis in Baden-Württemberg. Ein Besuch im Naturkindergarten in Iggingen.

Gmünder VHS/Jugendkunstschule JKS
Sind genug Pinsel und Papier und Farben da? Ist der Bus auch fahrtauglich? Wie ist die Zieladresse? Am Anfang jedes Einsatztages mit dem Bus der Jugendkunstschule Schwäbisch Gmünd (JKS), dem JKS Mobil, steht die Kontrolle, ob alles vorbereitet ist. Dann fahren die zwei Kunstpädagoginnen los zum Einsatzort. Wenn der bunt folierte Bus dort gut positioniert ist und alle Arbeitsstationen mit Farben, Stiften und Naturmaterialen wie Watte oder Wolle aufgebaut sind, kommen die Kinder. Es beginnt mit einer spielerischen Einführung in das Thema und die Materialtische werden erklärt. Dann ziehen die Kleinen ihre Künstlerkittel an und – los geht’s! An diesem Novembermorgen sind im Naturkindergarten in Iggingen Spuren das Thema.
Organisation ist das A und O
„Wir arbeiten schwerpunktmäßig mit Naturthemen und passen das Programm an die jeweilige Einrichtung an“, erzählt Projektkoordinatorin Gerburg Müller. Mottos sind neben Spuren zum Beispiel Wetter, Wolken, Schatten oder Herbstfarben. Gerburg Müller leitet das Gesamtprojekt JKS Mobil, bei ihr laufen alle organisatorischen Fäden zusammen. Das zentrale Projektbüro ist in der an die Schwäbisch Gmünder Volkshochschule e. V. angegliederten Jugendkunstschule angesiedelt. Hier gehen sämtliche Anrufe der Gemeinden, Grundschulen und Kindertagesstätten (Kita) ein, wo das JKS Mobil im Einsatz ist. Zwei Kunstpädagoginnen erstellen die Konzepte für die Kunstwerkstätten, zugeschnitten auf Gruppen von bis zu 18 Kindern ab einem Alter von etwa drei Jahren.
Eng vernetzt mit den Kooperationsgemeinden
Das Projekt JKS Mobil arbeitet fest mit acht vertraglich vereinbarten Kooperationsgemeinden im Ostalbkreis zusammen. Mindestens einmal im Monat sind sie in jeder der Gemeinden vertreten. „Ein Vorteil, den wir haben, ist, dass wir hier in der ländlichen Region sehr vernetzt arbeiten“, sagt Gerburg Müller. Schon vor Projektstart hatte die Volkshochschule über die regionalen Bildungszentren im Landkreis gute Kontakte zu den Gemeinden und den jeweiligen Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern. Als die Förderung über LandKULTUR zugesagt und der JKS Mobil-Bus von den Fördergeldern angeschafft war, konnte es losgehen. Das Organisationsteam versandte Briefe an alle Bürgermeisterinnen und Bürgermeister und kündigte darin feierlich das geplante Angebot an. Reges Interesse war von Anfang an vorhanden. Die Pressekonferenz zum Projektstart stieß auf große Resonanz – der Landrat und die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister waren mit an Bord. „Wir haben den Gemeinden dann sehr schnell angeboten, Kooperationsgemeinde zu werden“, so Gerburg Müller. Das heißt, dass sie mindestens einmal im Monat eine Kunstwerkstatt für 100 Euro buchen.
Zu den Erfolgsfaktoren gehören die intensive Kommunikationsarbeit des Organisationsteams und die festen Zuständigkeiten in den Gemeinden. In jeder Gemeindeverwaltung hat das JKS-Team feste Bezugspersonen, die die Organisation vor Ort übernehmen. In kleinen Städten ist es auch mal die Schulleitung oder jemand aus dem Kollegium. Inzwischen kennt Gerburg Müller sehr viele Ansprechpersonen gut.
Ein besonderes mobiles Angebot
Am Anfang war geplant, dass die Kunstwerkstätten nur unter freiem Himmel stattfinden. Darauf war die Ausstattung des Busses mit Stühlen und Tischen ausgelegt. Als dann Herbst wurde, suchte das JKS-Team nach Alternativen, um im Winter nicht pausieren zu müssen. Sie machten Begehungen in den Einrichtungen, schauten gemeinsam mit den Schul- und Kitaleitungen, wo die Kunstwerkstätten stattfinden könnten. Oft bietet sich die Aula oder der Turnraum an. Je nach Einsatzort kommt es darauf an, die richtigen Materialen dabeizuhaben: etwa eine hochwertige, stolpersichere Abdeckplane für empfindliche Musikräume oder einen Sonnenschutz im Sommer.
„Die Kinder freuen sich teilweise einen Monat lang, dass wir kommen – da muss unsere Arbeit auf den Punkt gut sein“, betont Gerburg Müller. Das Erfolgsrezept des JKS Mobil liegt auch in der Qualität des von den Kunstpädagoginnen konzipierten Angebots. Das Team legt großen Wert darauf, dass eine Kunstwerkstatt von JKS Mobil etwas sehr Besonderes ist. „Es ist nochmal mehr, als was die Kinder schon kennen, wie Sterne ausschneiden und bemalen. Wir arbeiten im Bereich der bildenden Kunst sehr intensiv mit den Kindern und ermächtigen sie, eigenständig zu handeln. Es geht nicht darum, dass sie etwas produzieren, sondern dass sie was erleben.“ Da bei jeder Kunstwerkstatt andere Kinder dabei sind, erfordert dies einen hohen Einsatz für die Kunstpädagoginnen Verena Wunderlich, Ilknur Azaplioglu und Jana Königsmann. Sie müssen flexibel und kreativ sein und sich auf unterschiedliche Gruppenkonstellationen einstellen. Das sei die große Herausforderung an mobilen Angeboten, resümiert Gerburg Müller.
Anschlussfinanzierung früh gesichert
Rund 450 Fahrten hat das JKS Mobil seit Projektbeginn 2019 gemacht. Dass es noch mehr werden, dafür hat sich die Koordinatorin schon anderthalb Jahre vor Ende der Förderlaufzeit eingesetzt. „Wir haben Gespräche mit dem Ostalbkreis geführt und den Landrat in die Pflicht genommen. Das Projekt war so beliebt und sollte fortgeführt werden.“ Daraufhin hat der Landrat das Thema in den Kreistag gebracht. Es wurde mehrheitlich beschlossen, dass der Landkreis die Finanzierung für drei Jahre mit jährlich 25.000 Euro übernimmt. Aktuell ist das JKS-Team in einem Umkreis von 20 Kilometern rund um Gmünd unterwegs. Der Aktionsradius könnte sich in Zukunft erweitern: Sonderanfragen für Schulfeste oder andere regionale Veranstaltung gibt es viele.
Reflexion am Ende der Kunstwerkstatt
Im Naturkindergarten in Iggingen sind die Kinder mittlerweile zum Ende gekommen. Nach rund einer Stunde intensiver künstlerischer Arbeit folgt eine Reflexionsphase. Die Kleinen erzählen, was sie erlebt haben. Am Ende klärt die Gruppe offene Fragen: Dürfen die Werke mit nach Hause genommen werden oder bleiben sie in der Einrichtung? Muss noch etwas trocknen? Wenn alles aufgeräumt und eingeladen ist, geht die Fahrt nach rund fünf Stunden Einsatz für die Kunstpädagoginnen zurück in die Jugendkunstschule.
Dieser Beitrag ist im Februar 2024 in der BULEplus-Publikation „LandKULTUR: kreativ und engagiert“ erschienen.