Treffpunkt JA

Laufzeit

05/2017 – 12/2019

Projektakteur

Jung & Alt Attraktives Dorfleben e.V.

Website Projektakteur

Projektort

Stühlingen

Bereits 2012 wird der Verein Jung & Alt – Attraktives Dorfleben e. V. zum Aufbau einer organisierten Nachbarschaftshilfe in Mauchen in Baden-Württemberg gegründet. Die Nachbarschaftshilfe bietet hauswirtschaftliche Hilfen, Fahrdienste oder Alltagsbegleitung bei Demenzerkrankung gegen eine Stundenpauschale an. Der Verein wird sein Engagement ausweiten und einen barrierefreien Treffpunkt für junge und alte Menschen in und um Mauchen schaffen. Mithilfe der Projektförderung wird ein Teil eines leer stehenden Gasthauses zum Treffpunkt für Jung und Alt (JA-Treff) umgebaut. Es entsteht eine neue Gastro-Küche. Der Gastraum, die Seminarräume und die WC-Anlagen werden barrierefrei umgestaltet. Das Management des JA-Treffs übernimmt ein Vereinsmitglied als Projektkoordinatorin auf hauptamtlicher Basis (Minijob). Diese organisiert regelmäßige Veranstaltungen wie zum Beispiel Mittagstisch, Stammtisch oder Spieleabende. Darüber hinaus finden Weiterbildungen für die Helfenden der Nachbarschaftshilfe statt. Die Räumlichkeiten können auch für private Feiern angemietet werden. Nicht mobile Personen aus den Nachbarorten werden mit einem Bürgerbus abgeholt und wieder nach Hause gebracht. Der Bürgerbus fährt auf Spendenbasis. Die Fahrerinnen und Fahrer erhalten eine Aufwandsentschädigung. Nach Auslaufen der Projektförderung deckt der JA-Treff seine laufenden Kosten wie Miete, Neben- und Personalkosten über Einnahmen aus der Gaststätte. Darüber hinaus sammelt der Verein Jung & Alt aktiv Spenden ein.


Auf gute Nachbarschaft

Reportage über den JA-Treff

Seit September 2018 bereichert der JA-Treff als neuer Begegnungsort das Leben im baden-württembergischen Dorf Mauchen. Möglich machten das der Einsatz eines örtlichen Vereins und das große Engagement der Projektkoordinatorin.

Eine ältere Dame und ein junger Mann sitzen bei Kaffee und Kuchen am Tisch zusammen

BMLEH/Photothek

Kurz vor Mittag füllt Mona Basler das letzte Tütchen mit Blumensamen. 100 davon hat sie vorbereitet, um sie am Nachmittag auf den gedeckten Tischen im Mauchener JA-Treff zu verteilen. Einmal im Monat findet hier der Kaffeenachmittag „Stubete“ statt – auch am 20. Mai, am Tag des Nachbarn. „Jede und jeder hat ja einen Nachbarn und ist für andere Nachbarin“, sagt sie. „Wir möchten Verbundenheit miteinander schaffen und einander mit diesen Tütchen sagen: ‚Schön, dass du in unserer Nachbarschaft lebst, wir wollen dir Blumen bringen fürs ganze Jahr‘.“ Mona Basler ist Koordinatorin des Begegnungsortes JA-Treff. Mit Aktionen wie diesen bringt sie seit September 2018 die Menschen im baden-württembergischen Mauchen, einem Ortsteil der Stadt Stühlingen, zusammen. Damals eröffnete der barrierefreie Treffpunkt in einer leer stehenden Gaststätte. Die darin eingebaute neue Gastronomie-Küche und die Personalkosten für die Projektkoordination konnten in der Anfangsphase aus Mitteln der BULE-Fördermaßnahme „Soziale Dorfentwicklung“ finanziert werden. 

Ein vielseitiger Ort für alle 

Die Gaststätte wieder zu beleben war die Idee des Bürgervereins „Jung und Alt – Attraktives Dorfleben“ (JA-Verein). Seit 2012 organisieren die Mitglieder Nachbarschaftshilfe für Seniorinnen und Senioren in Stühlingen und darüber hinaus: Sie unterstützen die älteren Menschen hauswirtschaftlich, bieten ihnen einen Mittagstisch und einen Fahrdienst und begleiten Menschen mit Demenz im Alltag. 2017 entschieden sie sich, noch mehr für ihre Region zu tun und im Ortskern Mauchens einen barrierefreien Ort für alle zu schaffen. Die bestehenden Angebote des Vereins könnten dorthin umgesiedelt werden, so die Idee, und die Räume der Gaststätte auch für Fortbildungen, Vorträge, private Feiern und weitere Veranstaltungen genutzt werden. Auch den Mittagstisch könnten so noch mehr Menschen nutzen.

Möglich war das, weil ein Mitglied des Vereins das Gebäude kaufte und vorab zusicherte, die Gaststätte an den Verein zu vermieten. Im oberen Teil des Gebäudes entstand ein Generationenhaus mit mehreren barrierefreien Wohnungen.

Innerhalb eines Jahres entstanden der mit Medientechnik ausgestattete Gastraum, barrierefreie Toiletten und die professionelle Gastronomie-Küche. Beim Umbau halfen viele Menschen aus dem Ort, den Vereinen, dem Ortschaftsrat sowie ortsansässige Unternehmen. Heute bietet der JA-Treff im Innenraum Platz für bis zu 60 Menschen. Vor dem Gebäude lädt eine große Terrasse mit rund 20 Sitzplätzen zum Verweilen ein. Immer dienstags serviert ein drei- bis vierköpfiges Team einen selbst gekochten Mittagstisch, für den das Team vom JA-Treff regional einkauft und so auch den örtlichen Dorfladen unterstützt. Die durch den Gastronomiebetrieb generierten Einnahmen ermöglichen es, die Personalkosten für die Koordinatorin auch nach Ablauf der BULE-Förderung zu finanzieren. 

Menschen zusammenbringen 

Ein solcher Treffpunkt bespielt sich aber nicht von allein. Als Projektkoordinatorin ist Mona Basler auch für das Jahresprogramm im JA-Treff zuständig. Die Kolleginnen aus dem zehnköpfigen Büroteam des JA-Vereins unterstützen sie bei Bedarf. „Wir sprechen immer wieder mit den Menschen von hier – egal, ob alt oder jung, damit für alle etwas dabei ist. Gerade die Seniorinnen und Senioren sind uns durch die Nachbarschaftshilfe natürlich sehr nah und es ist uns wichtig, dass sie unter Leute kommen“, sagt sie. Bei Bedarf steht ein Fahrdienst mit Bürgerbus bereit, der sie zu den Veranstaltungen und wieder nach Hause bringt. Der Bürgerbus konnte über Spendenmittel eines ortsansässigen Unternehmens gekauft werden und wird vom Helferteam des JA-Vereins betrieben. 

Thekla Korhummel und Mona Basler in der Gastro-Küche des JA-Treffs.

BMLEH/Photothek

Menschen zusammenbringen 

Ein solcher Treffpunkt bespielt sich aber nicht von allein. Als Projektkoordinatorin ist Mona Basler auch für das Jahresprogramm im JA-Treff zuständig. Die Kolleginnen aus dem zehnköpfigen Büroteam des JA-Vereins unterstützen sie bei Bedarf. „Wir sprechen immer wieder mit den Menschen von hier – egal, ob alt oder jung, damit für alle etwas dabei ist. Gerade die Seniorinnen und Senioren sind uns durch die Nachbarschaftshilfe natürlich sehr nah und es ist uns wichtig, dass sie unter Leute kommen“, sagt sie. Bei Bedarf steht ein Fahrdienst mit Bürgerbus bereit, der sie zu den Veranstaltungen und wieder nach Hause bringt. Der Bürgerbus konnte über Spendenmittel eines ortsansässigen Unternehmens gekauft werden und wird vom Helferteam des JA-Vereins betrieben. 

Thekla Korhummel, erste Vorsitzende des JA-Vereins, ergänzt: „Wir wollen einen Treffpunkt für alle: junge und alte Menschen, Alteingesessene, Neubürgerinnen und Neubürger, Menschen mit Behinderung, mit Pflegegrad oder mit Demenz.“ Sie erfahren von den Angeboten über das Mitteilungsblatt der Stadt, die sozialen Medien oder in persönlichen Gesprächen. Die Palette an Veranstaltungen ist breit: Neben Mittagstisch und Kaffeenachmittag findet am ersten Donnerstag im Monat ein Stammtisch mit Spieleabend statt. Dazu wird selbst gebackene Pizza serviert, die die jungen Mitglieder der Sportvereine genauso lockt wie die älteren.

Einwohnerinnen und Einwohner. Darunter auch Ingrid Sachse, die seit rund vier Jahren in Mauchen lebt und sich als Neubürgerin gut aufgenommen fühlt. „Hier in Mauchen herrscht eine warmherzige und angenehme Atmosphäre, auch für Menschen wie mich, die hier gar nicht aufgewachsen sind“, sagt die 77-Jährige. „Ich finde den JA-Treff sehr bereichernd für das Dorfleben: Man trifft sich ganz zwanglos, quatscht. Es ergeben sich immer sehr nette Gespräche, und weil ich allein lebe, nutze ich die Angebote gern.“ 

Dazu kommen Kleidertauschpartys, ein Helferstammtisch, Vortragsabende zum Thema Pflege oder in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Frauenverein – zum Beispiel zu Finanztipps und Vermögensberatung für Frauen. „Dafür, dass wir ein Dorf mit nur 430 Einwohnerinnen und Einwohnern sind, gibt es hier gleich neun Vereine. Und es ist uns wichtig, dass wir mit ihnen gut zusammenarbeiten und keine Konkurrenzsituation entsteht“, sagt Thekla Korhummel. 

Das Highlight im Sommer ist der große Flohmarkttag, an dem sich im JA-Treff und in der gesamten Nachbarschaft Türen und Garagentore öffnen. Beim Stöbern an den Marktständen, an der Kaffeetafel oder am Grill kommen das ganze Dorf und viele Gäste aus der Region zusammen.

Menschen sitzen auf dem Sommerfest auf Bierbänken zusammen

BMLEH/Photothek

Auf dem Sommerfest des JA-Treffs kommen die Menschen in Mauchen zusammen.

Mit guter Teamarbeit zum Erfolg

Für Kinder und Jugendliche aus der Gemeinde Stühlingen und der Nachbargemeinde Eggingen gestaltet das Team vom JA-Verein ein Ferienprogramm mit Waldrallye und einem Theaterprojekt. Ein Teil der Angebote findet im JA-Treff statt. Darunter Tanzworkshops oder eine Märchenlesung, die mit dem Kaffeenachmittag verknüpft und so zu einem generationenübergreifenden Ereignis wird. Das Ferienprogramm ist Teil der Kooperation mit der Verwaltung der Stadt Stühlingen, die den JA-Treff gelegentlich für eigene Veranstaltungen nutzt.

Der Schlüssel zum Erfolg des JA-Treffs liegt in der Teamarbeit und der professionellen Projektkoordination. „Wir haben zum Glück viele Ehrenamtliche, die motiviert sind, die sagen, das interessiert mich“, sagt Mona Basler. Für das Projekt war sie selbst der starke Motor. „Ohne Mona wäre es nicht gegangen“, sagt Thekla Korhummel. Auch, weil sie vieles im Ehrenamt übernommen hat – und damit mehr leistet, als ihr über den inzwischen aus den Einnahmen der Gaststätte finanzierten Minijob entlohnt wird. „Selbst wenn es oft viel Arbeit ist – für die zwischenmenschlichen Beziehungen lohnt es sich. Sie motivieren mich besonders“, so Mona Basler weiter. „Wir sind stolz auf das, was wir bewirken und was wir aufgebaut haben.“ Dass das Projekt an den professionellen Strukturen des JA-Vereins ansetzte, verhalf zum Erfolg.

Die laufenden Kosten werden größtenteils über die Einnahmen aus der Gaststätte gedeckt. Diese brachen im Zuge der Coronapandemie zunächst fast vollständig weg. Der Mittagstisch wurde zeitweise ganz eingestellt, später wurde das Essen mobil ausgeliefert. „Das wurde sehr gut angenommen“, sagt Thekla Korhummel. Und es half, Pacht und Nebenkosten weiter zahlen zu können. Seit Mai 2022 findet der Mittagstisch wieder regulär statt und lockt Seniorinnen und Senioren vor die Tür und die Menschen in den Treffpunkt.

Ehrenamt braucht Hauptamt

Daneben steht das JA-Treff-Team auch vor organisatorischen Herausforderungen. Vor allem, wenn es darum geht, mehr Menschen zum Mitmachen zu bewegen. „Wir könnten noch viel mehr machen, wenn wir’s personell stemmen könnten“, sagt Mona Basler, die sich altersbedingt künftig im Projekt zurücknehmen will. Die Suche nach einer Nachfolgerin läuft. Ein Anreiz sei sicherlich, sich etwas dazuzuverdienen, sagt Mona Basler. Denn alles im Ehrenamt zu meistern, funktioniere nicht. Das sei auch eine Erkenntnis aus der Projektlaufzeit. „Unser Ziel war, Arbeitsplätze für Frauen im ländlichen Raum zu schaffen“, sagt Thekla Korhummel. Zwar starteten sie mit Arbeitsplätzen im Minijob-Bereich, nun werden einzelne Jobs aber in sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze umgewandelt. Um die Fähigkeiten und Potenziale des bestehenden Teams ausschöpfen zu können, steht für den Verein demnächst ein Workshop mit externer Beratung an.

Auf das bisher Erreichte ist das Team stolz und schmiedet schon Pläne für die Zukunft. „Um den JA-Treff dauerhaft auf solide Beine zu stellen, muss das Angebot wachsen“, sagt Thekla Korhummel. Ideen gibt es viele: einen täglichen Mittagstisch, ein Café, eine eigene Backstube. Dafür setzt das Team vom JA-Verein auf die Menschen vor Ort – um gemeinsam weitere Ideen zu verwirklichen und die Dorfgemeinschaft auch in Zukunft zusammenzubringen.

Von Sabrina Strecker

Die Reportage ist im Oktober 2022 in der BULEplus-Schriftenreihe „Gemeinsam Stark!“ erschienen.