Genial³

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Laufzeit

05/2017 – 12/2019

Projektakteur

W³-Wandel-Werte-Wege UG (haftungsbeschränkt)

Projektort

Altenburg

Mit dem Vorhaben werden Akteure im Altenburger Land bei der Umsetzung ihrer Ideen zur Förderung des sozialen Miteinanders durch individuelles Empowerment unterstützt. Mithilfe einer breit angelegten Öffentlichkeitsarbeit und über diverse Multiplikatorinnen und Multiplikatoren wird die Idee kommuniziert. Daraufhin gehen rund 40 Bewerbungen mit Projektideen ein, die das Ziel haben, das soziale Miteinander zu fördern. Nach persönlichen Gesprächen werden 17 Projekte ausgewählt. Diese beschäftigen sich zum Beispiel mit der Bewirtschaftung größerer Höfe, der Nachnutzung leerstehender Immobilien, der Entwicklung eines Online-Vernetzungs-Tools oder interaktiven Kreativvorhaben wie beispielsweise Graffiti- oder anderen Kunstprojekten im öffentlichen Raum. Mit diesen 17 Projekten werden 'Zukunftsverträge' geschlossen, die Ziele des Projekts und Aufgaben regelt. In einem Arbeitsplan werden Arbeitsschritte zur Zielerreichung gemeinsam festgehalten. Die Projekte werden nicht finanziell unterstützt, sondern erhalten ein Coaching, das drei Module umfasst: Modul 1: Individuelle Beratung je Zukunftsvertrag (unter anderem Selbstdarstellung, Öffentlichkeitsarbeit), Modul 2: Themenspezifische Beratung in Workshops und Modul 3: Weiterentwicklung der Arbeitspläne. Im Ergebnis haben rund 50 Prozent der Projekte ihre Ziele erreicht, 25 Prozent teilweise und 25 Prozent haben ihre Ziele nicht erreicht, beziehungsweise das Projekt wird nicht fortgeführt.


„Wir setzen an den kreativen Potenzialen der Region an“

Interview zum Projekt GENIAL³

Im Projekt GENIAL³ – gedacht, gemacht, gelungen unterstützte die gemeinnützige GmbH W³ Wandel-Werte-Wege 17 Projekte im Altenburger Land dabei, ihre Ideen zur Förderung des sozialen Miteinanders umzusetzen. Andrea Wagner, Geschäftsführerin von W³, hat das Vorhaben initiiert und geleitet. Sie erklärt, wie themenspezifische Beratung und enge Begleitung innovative und gemeinschaftsfördernde Projekte zum Erfolg führen können.

Frau Wagner, warum ist Empowerment, also das Stärken vorhandener Fähigkeiten, im Kontext sozialer Dorfentwicklung wichtig?

Auf dem Land gibt es viel kreatives Potenzial und viele gute Ideen, wie man beispielsweise Kultur oder das Miteinander vor Ort fördern kann! Hier haben wir angesetzt und uns vorgenommen, die Menschen bei der Umsetzung ihrer Ideen in Vorhaben zu unterstützen: indem wir die Akteure qualifizieren und ihnen Coachings zur Verfügung stellen. Das war die Grundidee des Gesamtvorhabens und der Beginn von GENIAL³.

Nach welchen Kriterien wurden die 17 Projekte ausgewählt?

Es gab zwei Hauptkriterien: Zum einen sollte die Idee während der Laufzeit des Gesamtprojektes umsetzbar sein. Uns waren ein sichtbares Ergebnis und die Übertragbarkeit auf ähnliche Projekte an anderen Orten wichtig. Zum anderen wollten wir ein möglichst breites Spektrum an Ideen abbilden, damit sich andere Engagierte in den Projekten wiederfinden und motiviert werden, ähnliche Ideen umzusetzen. Die Bandbreite reichte von einem Tanzprojekt über die Gründung einer Ü-50-Wohngemeinschaft bis hin zur Entwicklung einer digitalen Informations- und Veranstaltungsplattform. So hatten wir letztlich Vorhaben aus den Bereichen Sport, Kultur, gemeinschaftsfördernde Ideen sowie Kinder- und Jugendprojekte.

Wie haben Sie die Projekte konkret unterstützt und welche Herausforderungen haben sich dabei ergeben?

Wir haben Workshops, beispielsweise zu den Themen Öffentlichkeitsarbeit, Social Media, Rechtsformen oder zur Finanzierung gemeinnütziger Projekte, angeboten. Ein Seminar zum Thema Kommunikation war so stark nachgefragt, dass wir es über die Laufzeit des Gesamtvorhabens hinaus angeboten haben. In diesem Seminar haben die Teilnehmenden beispielsweise gelernt, ihre Ideen dem Gemeinderat zu präsentieren. Aber auch individuelle Weiterbildungen für den einzelnen Projektbedarf, wie beispielsweise spezielle Finanzierungsmodelle, und Vernetzungstreffen waren Teil des Empowerments. Eine große Herausforderung waren sehr ambitionierte Projekte, die aufgrund von unrealisierbaren Projektmodellen und -zielen teilweise nicht umgesetzt wurden. Aber auch der Kontakt zu den kommunalen Verantwortlichen gestaltete sich in den meisten Fällen schwierig: Zwar kamen Bürgermeisterinnen und Bürgermeister zu der Abschlusskonferenz und wussten über die Projekte Bescheid, jedoch gelang die Zusammenarbeit mit der Verwaltung nur teilweise. Trotzdem wird die Hälfte der Projekte auf Basis des vermittelten Wissens nun in eigenen Strukturen weitergeführt. Das zeigt uns, dass unser Ansatz, ehrenamtlich Engagierte zu stärken, insgesamt erfolgreich war. Möglich war das nur durch die BULE-Förderung. Damit konnten wir die Personalstelle, das Coaching, die Öffentlichkeitsarbeit und Weiterbildungsmaßnahmen finanzieren. So sind all diese spannenden Projekte entstanden, die – wie zum Beispiel die ABG-App als Online-Plattform oder die Initiative Farbküche – Altenburg noch heute bereichern.

Was waren für Sie die zentralen Erfolgsfaktoren?

Einer war das individuelle Coaching: Jedes Projekt verfügte über ein Kontingent von 20 externen Coaching-Stunden, die wir in intensiver Zusammenarbeit mit den jeweiligen Beteiligten individuell gestaltet haben. Beispielsweise hatten die wenigsten Akteure ein Kommunikationskonzept, sodass ein solches erst im Rahmen der Einzelberatung passgenau erstellt werden konnte. Darüber hinaus bewährten sich die große Gesamtöffentlichkeitsarbeit für GENIAL³ und eine gute Pressearbeit. Und wir setzten auf Verbindlichkeit: Mit allen Teilnehmenden haben wir einen Zukunftsvertrag abgeschlossen, in dem der Arbeitsplan und die Projektziele definiert waren. Das zeigte auch, dass die Projekte von allen Seiten ernst genommen wurden.

Was würden Sie Personen empfehlen, die ähnliche Vorhaben wie GENIAL³ planen?

Wie man als Projektteam die eigene Idee vermittelt – das sollte man sich zu Beginn genau überlegen. An die Kommunikation haben wir beim Projektstart recht viel Zeit verloren. Darüber hinaus würde ich die Zusammenarbeit mit der kommunalen Verwaltung frühzeitig angehen. Und es ist absolut empfehlenswert, durch Verträge mit den Projektpartnerinnen und -partnern, wie zum Beispiel die Zukunftsverträge, eine Verbindlichkeit zu schaffen.

Dieses Interview ist im Oktober 2022 in der BULEplus-Publikation „Gemeinsam stark“ erschienen.