Neue Dorfgemeinschaft Heiligengrabe

Laufzeit

06/2016 – 12/2018

Projektakteur

Gemeinde Heiligengrabe

Website Projektakteur

Projektort

Heiligengrabe

In der Gemeinde Heiligengrabe in Brandenburg werden sporadisch genutzte Dorfgemeinschaftshäuser zu zentralen Treffpunkten und Anlaufstellen für Dienstleistungen weiterentwickelt. Beispiele dafür können u.a. medizinische Dienstleistungen (z.B. fahrende Krankenschwester), Einkaufservices (Anlieferung durch regionale Produzenten), Zustellservice für Pakete, mobile Verwaltung sowie die Vermittlung von Mobilitätsdienstleistungen (z.B. Fahrgemeinschaften) sein. Zum Projekt gehört eine Analyse zur Durchführung, die Erstellung eines Konzeptes und die pilothafte Umsetzung in einem Ortsteil, mit Umbau, Herrichtung und Ausstattung des Gebäudes. In der Projektphase wird mit dem Bürgerhaus Blumenthal begonnen. Das Konzept wird sich im Weiteren auf andere Dorfgemeinschaftshäuser ausgeweitet. Für das Projekt wird eine hauptamtliche Person (Dorfkümmerer) zur Dienstleistungs-Vermittlung eingestellt. Sie vernetzt, ist für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig und organisiert neue Angebote, z.B. Seminarreihen, Infoabende und Veranstaltungen.


„Was ich initiiere, halten Engagierte am Leben“

Interview zum Projekt Neue Dorfgemeinschaft Heiligengrabe

Als sogenannte Dorfkümmerin ist Deniz Öz in sieben Ortsteilen der Gemeinde Heiligengrabe im Norden von Brandenburg unterwegs. Über ihre Rolle sprechen sie und Bürgermeister Holger Kippenhahn im Interview.

Frau Öz, was machen Sie als Dorfkümmerin?

Öz: Ich kümmere mich seit 2017 um das gemeinschaftliche Leben im Dorf, indem ich Ehrenamtliche und Vereine unterstütze. Ich initiiere selbst neue Veranstaltungen und Netzwerke und organisiere sie mit der Gemeinschaft. Und wer von sich aus zum Beispiel ein Dorffest veranstalten möchte, kann sich an mich wenden und wir machen das zusammen. Inzwischen kommen viele mit individuellen Fragen auf mich zu, beispielsweise zur Gesundheitsversorgung. Was ich nicht direkt beantworten kann, bringe ich für die Bürgerinnen und Bürger in Erfahrung. Mein Ziel ist, dass es hier an möglichst wenig fehlt.

Kippenhahn: Frau Öz ist für uns ein echter Glücksgriff. Sie leistet hervorragende Arbeit und genießt großes Vertrauen bei den Bürgerinnen und Bürgern. Die Idee ist: Hauptamt unterstützt Ehrenamt. In einer so dünn besiedelten Region wie der Prignitz braucht es Menschen, die Dinge selbst in die Hand nehmen. Indem wir sie stärken, fördern wir die Zukunft unserer Dörfer.

Wie haben Sie diese Idee erfolgreich umgesetzt?

Kippenhahn: Unser erster Schritt war, in allen Ortsteilen Bürgerhäuser zu schaffen, die wir an Vereine übergaben. Um die Aktiven zu unterstützen, suchten wir nach einem geeigneten Modell. Mithilfe der Förderung durch das Bundesprogramm Ländliche Entwicklung erarbeiteten wir ein Konzept zum Einsatz einer Dorfkümmerin und erprobten es im Ortsteil Blumenthal.

Öz: Ich habe eine Weile gebraucht, um mich bekannt zu machen und Vertrauen aufzubauen. Dass mir das gelungen ist, erkenne ich daran, dass mir viele Bürgerinnen und Bürger inzwischen von Persönlichem, Sorgen und Nöten erzählen. Ich habe das Gefühl, in den Dörfern dazuzugehören. Und was ich initiiere, halten Engagierte in vielen Orten am Leben: Nach Smartphone-Kursen entstanden WhatsApp-Gruppen, in denen sich auch die Seniorinnen und Senioren untereinander vernetzen.

Wie gewährleisten Sie die Fortführung Ihrer Arbeit?

Kippenhahn: Nach Ende der Förderung entschied die Gemeindevertretung, Frau Öz dauerhaft anzustellen und dies aus eigenen Mitteln zu finanzieren. Eine solche Verstetigung ist wichtig, denn es braucht mehrere Jahre, um Menschen zu überzeugen und vor Ort wirksam zu sein. Wir möchten nicht nur die jetzigen sieben, sondern alle 14 Ortsteile abdecken und dafür zwei weitere Stellen ausschreiben.

Frau Öz, was planen Sie für die Zukunft in Heiligengrabe?

Öz: Durch die Corona-Pandemie haben sich viele Menschen zurückgezogen. Mit einigen arbeite ich gerade daran, den Nachbarschaftstreff wieder zum Leben zu erwecken. Um auch diejenigen einzubinden, die weiterhin vorsichtig sind, plane ich Wanderungen, Fahrradtouren und ein Picknick. In diesem Sommer soll es außerdem ein Wanderkino und eine neue Theatergruppe geben. Durch zwei neue Stellen können wir die Unterstützung der Ehrenamtlichen in ihrer Arbeit für das gemeinschaftliche Leben im Dorf weiter lebendig halten.

Dieses Interview ist im August 2022 in der BULEplus-Publikation „Alle(s) unter einem Dach“ erschienen.