Sicherung der Daseinsvorsorge und regionale Wertschöpfung im Landkreis Mittelsachsen
Mit dem Modellvorhaben 'Land(auf)Schwung' will das BMEL strukturschwache Regionen dabei unterstützen, neue Wege in der integrierten ländlichen Entwicklung zu erproben. Unterstützt wird die Umsetzung kreativer Ideen für die aktive Gestaltung des demografischen Wandels und der Regionalentwicklung. Entsprechend den beiden thematischen Schwerpunkten des Modellvorhabens werden in der Förderphase Lösungsansätze zur regionalen Wertschöpfung und zur Sicherung der Daseinsvorsorge im ländlichen Raum erprobt. Dies erfolgt eigenständig über die in der Förderregion initiierten bzw. genutzten Strukturen. So erfolgt die Auswahl der zu fördernden Projekte durch ein regionales Entscheidungsgremium. Die Projekte werden über ein Regionalbudget finanziert, für das die Förderregion die finanztechnische Verantwortung erhält. Das Förderspektrum im Rahmen von Land(auf)Schwung ist in Mittelsachsen groß: Es reicht von einer Begegnungswerkstatt im Kindergarten über innovative Kulturangebote bis zum Bildungscafé. Im Mittelpunkt steht das Bestreben, die Region für junge Familien attraktiv zu machen. Hierbei unterstützt die Nestbau-Zentrale.
Spielraum genutzt: Kleinprojektepool Mittelsachsen
Interview zum Kleinprojektepool in Mittelsachsen
Der Kleinprojektepool im Landkreis Mittelsachsen ist ein erfolgreiches Beispiel dafür, wie das Regionalbudget in Land(auf)Schwung flexibel eingesetzt und somit die Freiräume genutzt werden konnten.
Der Landkreis Mittelsachsen verringerte beim Kleinprojektepool durch ein vereinfachtes Förderverfahren die bürokratischen Hürden für die Antragstellenden. Er konnte dadurch die ansonsten schwer zu erreichende Zielgruppe der gemeinwohlorientierten Initiativen ansprechen, die vor allem Kleinprojekte zu den Themen soziale und gesellschaftliche Teilhabe, Stärkung des Ehrenamtes sowie Vernetzung und Kooperation von Vereinen initiieren.
Der Kleinprojektepool stellte jedes Jahr eine bestimmte Summe für kleine, überschaubare Vorhaben bereit. Die Voraussetzungen für die Förderung waren dabei einfach und klar formuliert: Einen Antrag konnten gemeinnützige Vereine und Institutionen sowie ehrenamtlich getragene Initiativen stellen, die Umsetzung musste bis zum Ende des jeweiligen Antragsjahres erfolgen, jedes Projekt erhielt maximal 3.000 Euro Fördersumme und 10 Prozent der Gesamtsumme war als barer oder unbarer Eigenanteil einzubringen. Die eingereichten Projektvorschläge mussten einen Beitrag zu den Zielen der Region leisten. Um möglichst viele verschiedene Projekte über die gesamte Region verteilt fördern zu können, war zunächst nur ein Vorschlag pro Initiative zulässig. Die Auswahl der Kleinprojekte erfolgte über eine Projektjury.
Kerstin Adam-Staron (Gesellschafterin neuland+, Entwicklungsagentur Mittelsachsen) berichtet, welche Idee hinter dem Kleinprojektepool steckt und was das Regionalbudget ermöglicht hat.
Welche Möglichkeiten bot Ihnen das Regionalbudget bei der Entwicklung des „Kleinprojektepools“?
Die Entscheidungsfreiräume sichern einen genau zum Bedarf der Region passenden Mitteleinsatz. In Mittelsachsen setzen Ehrenamtliche ihre Ideen nicht immer um, zum Beispiel, weil Kapazitäten für einen Förderantrag und bare Eigenmittel fehlen oder die benötigten Summen unter der Bagatellgrenze bestehender Programme liegen. Der „Kleinprojektepool“ erkannte Eigenleistungen als gleichwertig an, Einschränkungen bei den Fördergegenständen gab es kaum. Entscheidend war immer der Beitrag der Projekte zu den regionalen Zielen des Entwicklungsvertrages.
Wieso wurden insbesondere Kleinprojekte gefördert? Was steckt hinter dieser Idee?
Unsere Erfahrung ist: Oft reicht wenig Geld aus, um viel zu bewegen. Im Musical-Projekt „Dracula“ etwa wollte der Döbelner Theaterverein eine neue ehrenamtlich getragene Aufführungskultur erproben. Das steht und fällt mit einer guten Öffentlichkeitsarbeit und der Anleitung der Laien durch eine versierte Regie. Weniger als 3.000 Euro Zuschuss ermöglichten mehrere Aufführungen vor gut gefülltem Haus, einen Motivationsschub für den Förderverein, viel öffentliche Aufmerksamkeit und neue Schauspieltalente. Das hat hier viel bewegt in der Region.
Das Interview ist erstmals im Dezember 2020 in der BULEplus-Publikation „Land(auf)Schwung – Erfolge, Herausforderungen, Praxistipps" erschienen.